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Folge 26: Was ist eine Ausbildung wert?
Interview mit Lisa Kühn vom Blog AZUBeasy
Was ist eine Ausbildung wert?
Ich nehme seit geraumer Zeit wahr, dass eine Ausbildung an Prestige verliert und nicht mehr als guter und stabiler Weg in die Berufswelt gesehen wird. Es muss das Studium sein, wenn man berufliche und finanzielle Sicherheit erreichen will.
Dass das nicht stimmt, belegen Untersuchungen. Die Wahl des Berufes, der Branche und der Weiterbildungsmöglichkeiten sind Indikatoren, die dafür sorgen, dass man in finanzielle Bereiche kommt, die sonst nur Akademikern vorbehalten sind.
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Die Ausbildung braucht also ein besseres Image. Dass das auf Seiten der jungen Menschen passiert, darum kümmert sich Lisa Kühn. Mit ihrem Blog AZUBeasy bietet sie eine kompetente Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Ausbildung.
Mit ihr habe ich über den Wert von Ausbildung gesprochen und sie gefragt, was Unternehmen damit sie mehr junge Menschen für eine #Ausbildung begeistern.
Fragen & Feedback
Michael: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Besser jetzt 30 Minuten für alle, die besser führen wollen. Und heute habe ich mal wieder einen Gast im Podcast. Und zwar Lisa Kühn. Lisa hat eine große Leidenschaft für das Thema Ausbildung. Sie hat sowohl eine Ausbildung als auch ein Studium hinter sich gebracht und kann somit beide Seiten sehr, sehr gut beurteilen. Ihre Erfahrungen aus ihrer Ausbildung teilt sie auf dem Blog Azubi zwei, den sie nun seit mehr als circa einem Jahr betreibt. Doch damit nicht genug. In ihrem Podcast lädt sich Lisa immer wieder Gäste ein, die verschiedene Ausbildungen vorstellen. Ich finde eine unfassbar wertvolle Hilfestellung für junge Menschen, die mit einer Ausbildung starten. Ich möchte von ihr erfahren, wieso eine Ausbildung immer noch ein sehr guter Weg für junge Leute ist, in die Unternehmen zu kommen. Und somit sage ich Herzlich Willkommen Lisa.
Lisa: Vielen Dank für die Einladung.
Michael: Erkläre meinen Hörern doch mal, wie es zu der jetzigen Aufgabe als dem Blog und deinem Podcast gekommen ist.
Lisa: Genau wie du es gerade schon gesagt hast, habe ich ja mit einer Ausbildung gestartet. Die habe ich 2012 angefangen als Hotelfachfrau, habe die Ausbildung dann auch erfolgreich abgeschlossen und habe dann wie so viele nach ihrer Ausbildung direkt im Anschluss ein Studium drangehängt, habe BWL studiert mit der Vertiefung Marketing, habe das ja dann 2019 abgeschlossenes Studium und habe danach dann direkt quasi mit meinem Job gestartet, arbeite seitdem im Projektmanagement und man muss sagen, so im Laufe der letzten Jahre ist mir das immer so ein bisschen mehr bewusst geworden, wie einfach der Stellenwert von Auszubildenden im Vergleich zu Studenten unterschiedlich ist und dass der Stellenwert von Studenten in der Gesellschaft einfach auch ja für anerkannt ist.
Und man denkt, man muss ein Studium machen, das man einfach irgendwie was wert ist oder dass man es zu was bringt. Und ich habe das auch in meinen Projekten, in die ich gearbeitet habe, immer mehr festgestellt, dass Azubis einfach ja nicht wirklich die Anerkennung genießen, die sie genießen sollten. Meiner Meinung nach. Und irgendwann bin ich dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich dachte, man kann nicht immer nur zugucken und sich beschweren, aber selber nichts dagegen tun. Und dann habe ich einfach ganz praktisch mal angefangen. Wie erstellt man eigentlich eine Webseite, wie startet man einen Blog? Ich habe mir dann überlegt, was mir in meiner Ausbildung damals einfach gefehlt hat und ich behandel bei mir tatsächlich Themen, die nicht in der Schule und auch nicht im Betrieb vorkommen.
Also ich gehe nicht fachspezifisch auf irgendwas im Detail ein, sondern ich behandele Themen, die meiner Meinung nach einfach das Leben wichtig sind. Also wie sieht die erste Gehaltsabrechnung aus? Was steht da überhaupt drauf? Was muss ich beachten, wenn ich die erste eigene Wohnung möchte? Wie führe ich richtig im Berichtsheft? Also so ganz pragmatische Themen, die bei mir einfach auch viel zu kurz gekommen sind.
Michael: Lass uns doch mal auf deine Vita schauen. Du hast ja gesagt, dass du eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht hast und auf seiner Homepage kann man sehen, Du hast die zwar in einem Hotel angefangen, aber in Hotel B beendet. Klär uns mal ein bisschen auf, wie es dazu kam und ob es da für dich Herausforderungen gegeben hat, dass du quasi wechseln musstest.
Warum denken eigentlich alle, dass sie wissen, was die jungen Leute wollen? Sie müssen sie doch vielleicht einfach mal fragen, was sie wollen. – Lisa Kühn (AZUBeasy)
Lisa: Ja, also wechseln müssen ist tatsächlich nicht unbedingt der Fall gewesen. Ich wollte wechseln, weil es sind diverse Dinge in dem Hotel leider vorgefallen, die sehr unschön waren. Da hat eine Umstrukturierung stattgefunden zu dem Zeitpunkt. Also ich habe quasi begonnen und knapp ein Jahr, da bin ich gerade ins zweite Lehrjahr gekommen. War da ein extremer Wandel. Also das ging auch nicht irgendwie in mehreren Monaten, sondern das war ein Prozess innerhalb von mehreren Wochen und. Da wurde dann tatsächlich auch recht viel von der Personal Führungsebene, also auch unsere Azubi Betreuerin, die wurden tatsächlich ausgetauscht. Da wurde einmal das Personal quasi auf links gedreht sozusagen. Und da hat man dann einfach gemerkt, die Stimmung ist nicht mehr so, wie es vorher war. Und ich habe die Ausbildung in dem Hotel unter anderen Bedingungen gestartet, unter anderen Erwartungen auch. Und ja, viele sind dann auch gegangen, auch unter anderem viele Auszubildende. Viele mussten tatsächlich auch gehen, unfreiwillig. Die haben dann sozusagen den Aufhebungsvertrag hingelegt bekommen und mussten sich dann was Neues suchen. Und ich habe dann einfach für mich selber gesagt, bevor ich auch zu der Position kommen, dass ich jetzt gehen muss, gehe ich lieber freiwillig und such mir vorher lieber selber neuen Betrieb. Und das war natürlich eine absolute Herausforderung, weil ja, man hat sich das auch anders vorgestellt. Man ist mit anderen Erwartungen in die Ausbildung gestartet und dachte, das ist alles ja safe sozusagen, weil Hotel, Gastronomie allgemein ist natürlich auch ein schwieriges Pflaster, wo man eigentlich froh um jeden sein kann. Und deswegen hat das dann doch so ein bisschen anders geendet, wie man sich das vorgestellt hat. Allerdings dann aber auch zum Guten, weil das hat sich am Ende dann so positiv entwickelt, dass ich meine Ausbildung in einem anderen Hotel weiter machen konnte und habe da für mich selber auch noch auf einer fachlichen Ebene ganz andere Sachen gelernt, was im Nachhinein dann total positiv war. Also ich bin auch total froh um den Wechsel und das sind zum Beispiel auch Dinge wie wechselt man den Ausbildungsbetrieb, ab wann wechselt man den Betrieb? Was muss man dabei beachten? Das sind auch alles Dinge, die ich bei mir auf dem Blog thematisiere.
Studium gilt als besonderer Sicherheitsfaktor
Michael: Jetzt hast du ja die Ausbildung dann beendet in dem Hotel und bist dann aber oder hast dich dann aber für ein Studium entschieden. Kannst du noch mal erklären, warum du dich dafür entschieden hast?
Lisa: Ja, ich habe mich dafür entschieden, weil man das so gemacht hat und weil das tatsächlich viele so gemacht haben. Und weil das auch ja dieser, dieser Anspruch. Wenn man es mal zu was bringen möchte, dann braucht man Studium. Und ab einer gewissen Ebene ist mit einem mit einer Ausbildung halt einfach Schluss. Das wurde uns in der Ausbildung auch so gesagt, also auch von den Abteilungsleitern oder von der Personalabteilung oder so was, wurde das uns auch ganz klar gesagt. Also du kannst bis dahin aufsteigen mit normalen Ausbildung, aber dann musst du dich entweder entscheiden, machst du noch ein Studium oder machst du noch einen Fachwirt oder machst du noch sonst irgendwas? Und dann dachte ich mir so Ja, okay.
Ich habe mich dann schon so ein bisschen für ein paar Studiengänge beworben, weil ich dachte, damals guckst du halt mal, was dabei rumkommt. Und hab dann eine Zusage bekommen und dachte dann Ja, du machst es wahrscheinlich jetzt oder du machst es nie, weil wenn du dann einmal in den Genuss kommst, Geld zu verdienen. Im Vergleich zu meinem Azubi lohnt, ist es dann natürlich auch noch mal ein Unterschied gewesen. Dachte ich nach machst du dann wahrscheinlich nicht mehr und deswegen habe ich dann die Ausbildung gestartet, das Studium gestartet.
Michael: Aber noch mal auf deinen auf dein Studium zurückgeht, dass du beide Seiten gesehen. Was würdest du denn sagen? Was hat dich menschlich, vielleicht auch fachlich am meisten nach vorne gebracht?
Lisa: Und wieso also menschlich und für mein Leben auf jeden Fall die Ausbildung. Weil das. Unabhängig davon, dass es die Ausbildung war, habe ich einfach in der Zeit im Hotel wahnsinnig viel mitgenommen. Ich habe in Schichten gearbeitet. Ich habe jede Schicht gearbeitet, die es gibt, zu jeder uhrzeit diesen Tag gibt. Ich habe eine Anzahl an Stunden gearbeitet, wo manche wahrscheinlich umfallen würden, wenn sie das hören. Das sind einfach Punkte. Die habe ich für mich persönlich. Ja mitgenommen, um es für das Leben einfacher. Ich habe für mein Leben an sich total viel durch die Ausbildung gelernt. Fachlich tatsächlich auch. Ich habe. Wenn ich jetzt mal die fachliche Expertise, Ausbildung und Studium vergleich, hatte ich im Vergleich zu den Studenten, die davor nichts gemacht haben und die EDV quasi von der Schule frisch gekommen sind, hatte ich fachlich eine ganz andere, eine ganz andere Grundlage. Weil die ersten zwei Semester, die waren für mich fast geschenkt, weil da war so viel, was ich in meiner Ausbildung schon hatte, wo für mich keine Wiederholung war. Und da hab ich dann auch wieder gemerkt, wie krass es ist, wenn man vorher eine Ausbildung absolviert und das dann einfach auch als Grundlage nutzt für das Studium. Es kann natürlich auch sein, dass du eine Ausbildung machst und sagst okay, das ist doch nicht die Richtung, die ich mir vorgestellt habe und hängst deswegen Studium dran. Das ist natürlich auch ein Punkt, der dafür sprechen könnte und es ist ja dann auch völlig fein. Aber nichtsdestotrotz lernst du einfach bei einer Ausbildung so wahnsinnig viel, sondern weiterführendes Leben. Und es gibt heute noch Dinge, wo ich wo ich sage okay, das habe ich aus meiner Ausbildung damals mitgenommen und da kann ich jetzt immer noch drauf zurückgreifen.
Lisa schreibt einen Blog und macht einen Podcast
Michael: Jetzt habe ich ja zu Beginn gesagt Du hast einen Blog, du machst einen Podcast. Was reizt dich an dem Thema Ausbildung? Was ist deine Message?
Lisa: Meine Message ist bzw. mein Ziel von dem großen Ganzen. Meine Vision ist einfach Auszubildenden wieder die Bedeutung von Ausbildungen vermitteln und auch Unternehmen aufzeigen, dass sie viel mehr in ihre Auszubildenden investieren sollten. Und ich habe mir ganz am Anfang gesagt, wenn ich nur eine einzige Person, nur eine einzige Person davon überzeugen kann, dass ihre Ausbildung nicht abbricht, sondern weitermacht oder dann vielleicht im Betrieb wechselt, dann habe ich alles richtig gemacht. Und das war, was mir auch an Feedback zurückgespielt wird von den Auszubildenden. Das ist wirklich, so denke ich mir manchmal so okay, krass. Also ich habe da selbst nicht so wirklich damit gerechnet, dass das dann auch so Anklang findet. Und von dem her, Ich will einfach Auszubildende unterstützen, dass sie ihre Ausbildung fertig machen.
Das Tüpfelchen wäre natürlich, wenn sie danach auch sagen, sie wollen aus dem Betrieb und auch in der in dem Beruf weiterhin arbeiten. Das ist dann natürlich so best case, sage ich mal. Aber der erste Stepp ist dann erst mal mach deine Ausbildung fertig und ganz viele sind dann auch. Ich hatte da auch schon etliche Diskussionen mit Auszubildenden oder mit Ehemaligen. Bis zu welchem Punkt führt man oder bis zu welchem Punkt kann man die Ausbildung machen, wo sich es dann noch lohnt abzubrechen oder nicht abzubrechen? Immer so dieses Ja, ich bin jetzt im zweiten Lehrjahr. Lohnt sich es noch das fertig zu machen oder ist es eine ja dann noch verschenkt oder war das eine Jahr jetzt bis jetzt geschenkt oder die anderen zwei Jahre oder wie auch immer?
Und ja, ich finde auch immer, es ist gut, wenn man denen verschiedene Perspektiven aufzeigt, wie zum Beispiel auch einfach ein Betrieb zu wechseln, wenn es an dem Betrieb liegt, aber nicht am Beruf, Weil ganz oft ist es leider so, dass die Unternehmen den Auszubildenden die Ausbildungsberufe madig machen, obwohl der Beruf an sich gar nicht schlecht ist. Aber das Unternehmen ist halt einfach grottig.
Michael: Was würdest du sagen aus deiner Erfahrung mit dem Blog und dem Podcast und deiner auch deine Beratungstätigkeit? Wie schätzen junge Leute derzeit die Ausbildung, was ja von deinen eigenen Erfahrungen berichtet? Da wurde es dir madig gemacht. Siehst du das Bild immer noch so oder wandelt sich da vielleicht sogar was?
Lisa: Also wenn ich mich auch mit den Auszubildenden unterhält, auch von meinem Blog oder auch von dem Betrieb, wo ich noch arbeite, merke ich immer mehr, dass viele Auszubildende die Ausbildung als Basis sehen. Also die sagen ja, das ist eine gute Grundlage. Und wenn ich dann nachher noch ein Studium machen will, dann hänge ich das dann noch dran, so wie ich im Endeffekt damals auch. Aber ich habe das ja auch so ein bisschen aus den Gründen gewählt, weil mir das so vorgelebt wurde.
Und ich finde, die Unternehmen sollten jetzt auch aktiv schon auf ihre Auszubildenden zugehen und ihnen eben auch andere Perspektiven aufzeigen, wie zum Beispiel. Du musst ja nicht unbedingt ein Studium machen. Viele haben auch gar nicht die Möglichkeit ein Studium zu machen, weil sie einfach nicht die fachliche Qualifikation, sag ich jetzt mal haben und dann einfach andere Perspektiven aufzeigen, wie sich ein Fachwirt oder ein Betriebswirt oder den Meister dranzuhängen. Das sind lauter Möglichkeiten, die dann auch bestehen und. Ich finde der Wandel ist schon schon da, aber leider immer noch viel zu wenig. Also ich muss da echt noch viel viel mehr passieren, weil man man merkt, ich bin jetzt auch so ein bisschen aktiver geworden.
Ist ja auch eine spannende Diskussion. Und da hat neulich zum Beispiel einer unter einem Beitrag von mir kommentiert, dass er von Unternehmen noch gar nicht merkt, dass es ein Fachkräftemangel gibt. Also mit Unternehmen, mit denen er sich unterhält, ist alles fein und alle verneinen das lachend. Und es gibt kein Fachkräftemangel, wo ich auch so dachte okay, krass. Weiß ich nicht. Lebst auf dem Mars oder keine Ahnung. Also egal mit wem ich mich unterhalte, Jeder, wirklich jeder redet von Fachkräftemangel und die Unternehmen sind da eben ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, die dazu beitragen, dass dem Trend entgegengesetzt wird. Und die Unternehmen haben meiner Meinung nach die große Aufgabe, Ausbildungen attraktiver zu machen.
Michael: Was würdest du sagen aus deiner Erfahrung oder auch aus deinem Feedback, was du so bekommst? Was können Unternehmen denn konkret tun, um Ausbildung attraktiver zu machen?
Lisa: Also konkret ist der erste Punkt, der mir da auf jeden Fall einfällt, das Thema Wertschätzung. Das ist immer leicht gesagt. Wertschätzung? Was willst du, dass ich dir auf die Schulter klopft und dir sage, dass du das toll gemacht hast, oder? Aber Wertschätzung, das ist irgendwie was viel Größeres und was viel Mächtigeres.
Das fängt schon allein damit an, wenn man jemand auf Augenhöhe begegnet. Und wenn man den Azubi nicht wie eine billige Hilfskraft abstempelt und sagt Ja, du bist jetzt der Azubi, du kennst den Raum oder du machst jetzt die Kopien oder du bringst mit den Kaffee, diese ganzen Hilfsarbeiten, das geht schon los mit Wertschätzung. Oder auch, dass man nach der Meinung fragt von den Auszubildenden, weil ich meine, das ist die nächste Generation Unternehmen. Haben auch irgendwann oder sollten das Ziel haben, diese Generation anzusprechen, weil es die Zukunft ist, dass es die zahlende Kundschaft in der Zukunft von den Unternehmen.
Und wenn die jetzt nicht schon den Zahn der Zeit treffen und mit den jungen Generationen die Kommunikation gehen, dann werden sie irgendwann den Zug verpassen. Und deswegen sollten sie das eigentlich für sich nutzen und da viel mehr in den Dialog gehen.
Und unabhängig davon, was ich auch immer immer wieder höre, er ist auf jeden Fall der Verdienst. Also du verdienst als Azubi halt einfach viel zu wenig, wenn du irgendwie von daheim aus. Das war bei mir persönlich auch so. Ich bin. Für meine Ausbildung in eine andere Stadt gezogen, weil ich gesagt habe, ich will raus von daheim, ich will kommen vom Dorf. Ich wollte die Stadt. Ich wollte was anderes erleben. Und wenn meine Eltern mich nicht unterstützt hätten finanziell, dann hätte ich mir das gar nicht leisten können. Und das sollte nicht sein. Also sollte nicht in. Ich meine, wir leben in einem reichen Land, in einem vermeintlich reichen Land. Und da sollte es nicht so sein, dass man sich das als junger Mensch vielleicht nicht leisten kann, eine Ausbildung zu machen. Unter gewissen Voraussetzungen bekommst du dann eben auch keinen. Keine finanzielle Unterstützung vom Staat mit Bafög oder Wohngeld oder wie auch immer. Und dann finde ich schon, stehen Unternehmen auch in der Pflicht, den und den Auszubildenden entsprechend Vergütung zu bezahlen oder eben auch mit entsprechenden Benefits unter die Arme zu greifen.
Dass sie sagen okay, du bekommst jetzt von mir nicht 10 € Zuschuss zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern ich bezahle das halt zu 100 %. Weil dem Unternehmen tut es auch nicht weh, aber ein Azubi ist damit halt wirklich wahnsinnig geholfen. Und das sind finde ich so ganz kleine Stellschrauben, wofür die Unternehmen nicht schlimm sind. Wo aber die Attraktivität von Ausbildung im Vergleich zu einem Studium schon wieder ganz anderes darstellen könnten.
Unternehmen müssen im Rahmen der Möglichkeiten handeln
Michael: Wenn wir jetzt mal die andere Seite anschauen, nämlich die der jungen Leute, die in die Ausbildung gehen, was stellen die denn für Anforderungen an Unternehmen? Was soll da passieren?
Lisa: Die junge Generation. Man denkt ja immer so. Generation Z, Generation Y, die, die, die fordern alle viel zu viel und die wollen alle nichts mehr arbeiten, wollen aber eine Riesenkarriere hinlegen und dafür mega viel Geld kriegen. Aber das am besten bei einer drei Tage Woche. So ungefähr. Und ich glaube gar nicht, dass es unbedingt so ist. Also ich glaube einfach die. Die Anforderungen in der Hinsicht haben sich schon verändert. Das hängt aber einfach auch so ein bisschen damit zusammen, dass man mehr Sinnhaftigkeit in seiner Arbeit sucht, dass man mehr. Mehr zurückbekommen will in Form von Was gebe ich vielleicht auch für die Gesellschaft, Was mache ich, was, was, was mache ich den ganzen Tag?
Also wenn ich jetzt den ganzen Tag in einem Büro sitzt und mir irgendwie ein Abracker für 3,50 €, dann würde ich irgendwann auch mal sagen „Hey Leute, also irgendwie ist es auch nicht so wirklich der Sinn des Lebens.“ Und wenn ich jetzt dafür dann nachher sage, okay, du hast wirklich wirklichen Sinn in deiner Arbeit und du. Kannst du einfach ein gutes Gleichgewicht haben zwischen Auszubildenden und zwischen Unternehmen. Was dann wiederum auch so ein bisschen die Gesellschaft mit reinbringt. Also es ist auch eine gesellschaftliche Anerkennung für die Auszubildenden, die da mit reinspielen. Und ich finde auch, das ist dann ja so ein bisschen was erwarte ich von meiner Ausbildung und was kann ich meinem Ausbilder geben als Azubi und was wiederum erwartet er von mir?
Das ist ja auch so ein bisschen Sender Empfänger Prinzip, dass man halt einfach übers Gleiche redet. Weil wenn man als Unternehmer zum Beispiel denkt, die junge Generation, die will gar nichts mehr arbeiten, will aber ein Haufen Geld dafür will aber auch nichts mehr leisten. Und der Azubi hat vielleicht eine ganz andere Wahrnehmung. Dann denkt man sich Das kann ja gar nicht funktionieren, das kann ja gar nicht zusammenkommen. Und deswegen sage ich auch immer wieder Leute, redet doch einfach miteinander. Was ist denn, Was ist es denn? Wo ist das Problem? Man muss einfach miteinander reden, auf Augenhöhe miteinander reden. Das ist ganz, ganz wichtig, dass man den Azubi nicht irgendwie anders behandelt wie einen anderen Mitarbeiter und sagt Ja, du bist jetzt. Du bist ja noch Azubi. So, so, so irgendwie von oben herab finde ich ganz schwierig. Sondern, dass man einfach normal mit denen redet und sie auch mit einbindet. Und dann finde ich, kann man da auch ein gutes Gleichgewicht irgendwie herstellen.
Michael: Wie wichtig sind denn so Themen wie Gehalt?
Lisa: Also ich glaube, Gehalt wird immer unwichtiger. Früher war das schon anders. Und heute ist es, wie ich schon gesagt habe, mit mit der Sinnhaftigkeit einfach ein bisschen anders. Man möchte den Sinn hinter seiner Arbeit sehen, die Motivation, überhaupt jeden Tag zur Arbeit zu gehen, seine Ausbildung motiviert zu machen und in dem Fall dann eben auch erfolgreich abzuschließen. Und auch der kollegiale Zusammenhalt, dass man ja an einem Strang zieht, das finde ich, sind alles Dinge, die die viel, viel wichtiger sind als Geld. Und die Wertschätzung ist meiner Meinung nach einfach das A und O. Und ich habe neulich auch zum Beispiel ein Video gepostet, wo ich auch gesagt habe, Also ich habe im Beitrag gesehen, wo es auch wieder darum ging, dass die Politik drüber diskutiert, dass sie jetzt denken, das und das muss man machen und dann werden viel mehr Leute eine Ausbildung machen.
Nachdem wir auch so warum denken denn eigentlich alle, dass sie wissen, was die jungen Leute wollen? Sie müssen sie doch vielleicht einfach mal fragen, was sie wollen. Dann habe ich auch ein Video gemacht und habe gesagt Leute, es kann doch nicht sein, dass alle immer denken, dass sie wissen, was gut für euch ist. Sag doch einfach mal selber, was ihr denkt, was euch fehlt oder was ihr in eurem Unternehmen vermisst, oder? Ja, und da war auch der Ort, wo wirklich Wertschätzung, Wertschätzung, Wertschätzung, Wertschätzung und dass man einfach ordentlich mit den Leuten umgeht und sie nicht wie irgendwelche billigen Hilfskräfte behandelt.
Michael: Ich glaube, das verkennt doch einfach eine Realität. Du brauchst ein Handwerker, du brauchst einen Dachdecker, du brauchst Kfzmechaniker etc. pp. Das heißt, wir brauchen Leute, die die diese Jobs machen Und im Umkehrschluss auch auch diese Aussage von mir ist ja so ein stückweit eine Bewertung. Das sind ja gute Jobs, die ja durchaus Spaß machen können und die ja durchaus für Leute genau die richtigen Jobs sein können. Aber das ignoriert ja auch, dass da Individuen sitzen, die in ihren Stärken gesehen werden müssen. Das ist wahrscheinlich auch so ein Stück weit das Problem, warum es in der Schule hakt. Ja, man muss ein System umsetzen und hat eigentlich keine Zeit und keine Muße, sich mit den Kindern individuell auseinanderzusetzen. Das sieht das System schlichtweg nicht vor. Das heißt, wenn du Abitur machst, musst du eigentlich ein Studium. So, das ist, das ist das System.
Lisa: Ja, absolut. Und wenn ich jetzt auch mal daran zurückdenke, wie das bei uns zum Beispiel war in der Ausbildung. Ich habe Hotelfachfrau gelernt mit der Zusatzqualifikation Hotelmanagement. Das konnten wiederum nur Leute lernen, die Fachhochschulreife oder Abitur haben. Das heißt, bei uns war schon die Tendenz da, dass viele danach zum Studieren gehen. Und ich weiß, ich weiß noch, wie. Wenn es gestern gewesen wäre, dass unsere Lehrerin so eine Woche oder so was, bevor die Ausbildung dann vorbei war, hat sie mal so gefragt Ja Leute, wer von euch bleibt denn jetzt eigentlich in der Gastro oder in der Hotellerie? Wer bleibt dem Beruf denn treu? Und wer von euch geht danach irgendwie noch zum Studieren? Und ich? Ich glaube also, wir waren so round about 30 Leute in der Klasse und ich glaub, dass es keine zehn Leute waren, die in dem Beruf geblieben sind. Alle anderen sind zum Studieren gegangen und das einfach auch klar, die Arbeitsbedingungen in der Hotellerie Gastronomie sind schon immer schwierig und die werden gerade auch von Jahr zu Jahr schwierig.
Durch Corona hat sich da das Blatt auch noch mal um mehr als 180 Grad gedreht und gewendet, aber das war fast schon schwierig. Aber das ist ja auch schon wieder so! Wenn du dann in dem Moment deine Hand nicht hebst, dann suggeriert es schon wieder so Ah, okay, du gehst also nicht studieren. Weißt du, das ist irgendwie so, man man erwartet dich jetzt, weil du hast jetzt Abi, jetzt hast du eine Ausbildung. Jetzt wäre es ja eigentlich schon ganz nett, wenn du auch noch studieren gehst, dass du auch irgendwie noch was aus dir machst. Wenn ich mir auch so denke. Aber ich habe doch jetzt eine abgeschlossene Ausbildung für eine richtig gute Ausbildung mit einer Zusatzqualifikation. Ich kann da noch ein Hotel Wirt, Betriebswirt, schieß mich tot dranhängen und genauso meine Karriere machen. Aber nee, da wird dann wieder erwartet, weil ich habe Abi und dann geht es auch studieren.
Michael: Ja, aus meiner Sicht sind da noch mal zwei Themen die, die mir auch aus meiner Erfahrung nach der Ausbildung deutlich geworden sind. Ich glaube, dass das meiste, was du beschrieben hast, das ist flächendeckend vorhanden. Studium ist besser als Ausbildung. Ich glaube, wir beide widersprechen und viele andere auch. Und ich glaube, der erste Fehler, der passiert, dass man als Studierter auch sofort höher einsteigt, sei es im Entgelt, sei es in der Verantwortung als jemand, der eine Ausbildung gemacht hat. Das heißt, man muss sich über das Thema Durchlässigkeit nach der Ausbildung unterhalten, und ich weiß das aus meiner eigenen Erfahrung. Ich Ich war sauer, als ich erfahren habe, dass jemand, der Vollzeit studiert, mehr Geld bekommt für die gleiche Arbeit wie ich, der Dual studiert hat und die Ausbildung gemacht hat. Also ich, ich wurde, ich. Ich musste wirklich ein Jahr lang auch stark dafür kämpfen und erklären, dass mein Studium nicht weniger wert ist oder meine Ausbildung nicht weniger wert ist als ein Vollzeitstudium. Und der zweite Aspekt, den ich wir ja auch jetzt nicht diskutieren, aber auch, weil wir nicht das Thema haben.
Wir verkennen ja auch ein stückweit, wie viel Zeug in einem Studium unterrichtet wird, der für den Job völlig irrelevant ist. Also wie viele Studiengänge gibt es, wo man sich fragt was willst du damit arbeiten? Und du findest diese Leute natürlich auch auf dem Arbeitsmarkt. Ja und so, das heißt, wir müssen uns immer wieder damit beschäftigen, was für Anforderungen habe ich und habe ich eigentlich die die Freiheit, die Atmungsfähigkeit, das Unternehmen zu sagen okay, ich schließe hier Auszubildende aus, weil sie kein Studium haben oder nicht studieren gehen. So, ich glaube, die Zeit, die ist wirklich vorbei und jeder, der morgen schon anfängt, ist einen Tag schneller dran als der Rest. So, ich glaube, da bin ich fest überzeugt.
Lisa: Na ja, und auch so ein bisschen der Aspekt, was ist mit den ganzen Leuten, die das Studium abbrechen? Also das darf man ja auch nicht vernachlässigen. Es gibt ja auch jede Menge Leute, die irgendwie merken und nach dem 1. 02. Semester, irgendwie liegt mir das gar nicht. Ich, ich, ich packs nicht, ich will das nicht. Irgendwie ist es doch nicht meine Richtung. Dann abbrechen und dann so ein bisschen rumirren. Was mache ich jetzt eigentlich? Vielleicht fange ich jetzt noch mein zweites Studium an, weil ich habe ja jetzt schon studiert, aber dass man dann vielleicht einfach mal auf den Trichter kommt, okay, Studium ist vielleicht nicht meins, aber eine Ausbildung könnte zu mir passen. Dieses ganz andere System zum Lernen, zum Arbeiten, das ist ja auch menschlich total unterschiedlich.
Michael: Lisa Lassen Sie uns mal auf konkrete Fälle schauen, die, die du auch in deinem Blog und einem Podcast besprichst und bearbeitest. Lass uns mal auf einen Fall schauen. Es gibt Azubis, die die starten im Unternehmen, kommen aber mit den Abläufen und den Gegebenheiten nicht so gut zurecht. Was redest du denn? Einerseits den Azubis, aber andererseits auch den Unternehmen. Wie sollen sie mit so einer Situation umgehen?
Lisa: Also ich finde das eine richtige und ordentliche Einarbeitung. Die Grundlage sind und werden da schon irgendwie das Unternehmen versagt. Dann wird es schwierig da drauf ordentlich aufzubauen. Ein richtiges Onboarding muss einfach stattfinden. Es muss eine Einarbeitung sprozess stattfinden, die und die die Auszubildenden. Man muss sich auch mal ein bisschen in ihre Perspektive setzen. Also manche sind da vielleicht auch 16, 17 Jahre alt, sind quasi noch jugendlich, wissen gar nicht was. Hast du überhaupt keine Ahnung. Ich geh jetzt ein neues Unternehmen und dann steht da vielleicht sogar schon der Geschäftsführer, der mich dann irgendwie begrüßt oder irgendwas sagt. Und das ist natürlich alles total überwältigend und man muss sich da auch, denke ich, als Unternehmen oder vielleicht auch als Personaler immer wieder so ein bisschen in die Lage reinversetzen, wie geht’s nem Auszubildenden in der Situation und das ist alles wahnsinnig viel und deswegen also einfach cool down und einfach step by step und nicht irgendwie direkt schon am zweiten Tag irgendwie sagen, das ist jetzt ein Stapel und das muss ich jetzt machen, sondern auch wirklich ordentlich einarbeiten und.
Ja vielleicht den Azubi auch ein bisschen mehr an die Hand nehmen. Ich musste meine Azubis auch schon des Öfteren sagen Schreib Sachen auf. Ja, muss ich mir nicht aufschreiben, sage ich, schreib es dir auf. Auch wenn du jetzt denkst, du musst es dir nicht aufschreiben. Mach die Notizen, Du wirst es nicht bereuen. Das ist keine vergeudete Mühe. Du kannst nachher wieder drauf zurück gucken. Ich hatte auch schon viele Azubis, die haben sie nicht aufgeschrieben und haben dann noch mal doppelt und dreifach nachgefragt, was ja auch gar nicht schlimm ist. Um Gottes willen. Man kann ja alles noch mal nachfragen, aber dann glaube ich, muss man junge Leute auch einfach so ein bisschen mehr an die Hand nehmen. Ich habe jetzt zum Beispiel auch bei mir auf dem Blog so ganz simples Thema behandelt, wo für viele Unternehmen vielleicht selbstverständlich ist, aber für Auszubildende auch überfordernd das Thema Telefonieren. Wenn junge Leute geschäftlich telefonieren müssen, sind sie einfach maßlos überfordert. Die wissen nicht, Was muss ich überhaupt sagen? Die, die, die, die sind so was von aufgeregt und nervös, weil die das einfach noch nie gemacht haben.
Den absolut die Routine da drin. Und da habe ich zum Beispiel auch für die Auszubildenden schon so eine Checkliste erstellt, wie sie dann quasi step by step in den Telefonaten vorgehen können. Und ich finde, das müssen Unternehmen einfach auch viel mehr in den Prozess von der Einarbeitung implementieren, dass sie die Auszubildenden praxisnah an die Hand nehmen. Genauso andersrum müssen Auszubildende mehr nachfragen. Viele trauen sich dann auch nicht, weil sie denken Ha, wenn ich jetzt schon wieder fragt, dann denkt da ja, ich bin irgendwie blöd oder hab nicht richtig aufgepasst oder so. Da fehlt bei vielen dann auch einfach der Mut, weil sie noch zu schüchtern sind, weil sie noch zurückhaltend sind. Sie wollen noch nicht irgendwie ein schlechtes Bild abgeben und deswegen. Also da ist wie bei gefühlt allem einfach Kommunikation der Schlüssel, dass die Leute miteinander reden. Dass die Auszubildenden auf die Ausbilder zugehen und dass die Ausbilder auf die Auszubildenden zuzugehen.
Michael: Versuchen wir mal, das Gedankenspiel noch mal ein bisschen weiterzudrehen. Jetzt haben wir den Auszubildenden, er ist nicht gut eingearbeitet worden und kommt immer noch nicht zurecht und ist wirklich kurz davor, die Ausbildung abzubrechen, zu wechseln, was auch immer. Auf jeden Fall ist klar, ich bin überfordert, ich muss, ich muss was ändern. Vielleicht kannst du noch mal Gründe sagen, warum Leute dazu kommen, dass sie überfordert sind mit einer Ausbildung. Und was wären aus deiner Sicht kluge Reaktionen darauf?
Lisa: Also ich glaub die Überforderung kommt auch daher, dass es wie schon gesagt einfach zu viel ist. Es waren einfach vielleicht andere Erwartungen daran. Das ist auch das, was ich mal gemeint habe mit dem Sender Empfänger Prinzip und mit diesem Leistungsdreieck. Was erwarte ich als Azubi? Von meiner Ausbildung, von meinem Ausbilder, von meinen Aufgaben? Und was erwartet mein Ausbilder im Gegenzug von mir? Ich habe jetzt auch neulich zum Beispiel das Feedback bekommen von einer Azubiene, dass der Ausbilder viel zu hohe Anforderungen an sie hat und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Ich bin jetzt auch dabei, noch einen Beitrag auszuarbeiten, wo es einfach darum geht, dass man von vorneweg auch so ein bisschen die Rahmenbedingungen fest steckt, dass man eben auch regelmäßig mit dem Ausbilder reflektiert, An welchem Punkt stehe ich als Azubi momentan und in welche Richtung entwickle ich mich? Und genauso ist es auch, die die Aufgabe von einem Ausbilder den Azubi mit an die Hand zu nehmen, wenn man merkt, es geht in die falsche Richtung und da eben frühzeitig in den Dialog gehen.
Und ich finde, auch ein Ausbilder bzw. ein Personaler sollte so viel Empathie haben, dass er merkt, wenn ein Azubi irgendwie abdriftet und wenn man merkt, okay, irgendwie geht es gerade in die falsche Richtung mit ihm oder mit ihr und dann einfach frühzeitig ins Gespräch gehen, mit an die Hand nehmen, Vielleicht auch in der Abteilung jemanden definieren, der jetzt speziell ein Auge auf die Person hat, weil er als Personaler vielleicht doch immer noch ein bisschen zu weit weg von der Praxis in der in dem Bereich, wo der Azubi dann gerade ist, dass man da jemand definiert und sagt doch mal bitte ein bisschen mehr an die Hand und ja, also einfach wie vorher auch schon gesagt, Kommunikation und dass man da im ständigen Austausch bleibt und dann einfach auch so ein bisschen dem Problem auf den Grund geht. Warum möchte der Azubi wechseln oder vielleicht sogar abbrechen? An was liegt’s? Sind es vielleicht auch Dinge, die man vielleicht auch gar nicht auf dem Schirm hat, dass es vielleicht auch sogar in die Richtung geht, dass es so Mobbing geht Oder dass der Chef den Azubi terrorisiert?
Oder ja, das vielleicht auch einfach, dass der Azubi mit dem Team nicht klarkommt oder was auch total oft der Fall ist, dass der Azubi sich einfach was komplett anderes vorgestellt hat. Er hatte zum Beispiel kein Praktikum davor, hatte kein Probearbeiten, hat angefangen mit ganz anderen Anforderungen. Und das ist das mit diesem was erwarte ich von meiner Ausbildung und was erwartet der Ausbilder von mir? Und ich finde, das muss man einfach frühzeitig, wenn der Azubi die Ausbildung ganz frisch beginnt, schon von vorne weg abstecken.
Michael: Am letzten Fall, den ich mit dir besprechen wollen würde, ist das Thema Alt gegen Jung. Junge Leute kommen in Unternehmen, haben ihre eigenen Vorstellungen, wollen sich auch beweisen, treffen auf die alten Hasen. Wie können Unternehmen das gut moderieren und zusammenbringen?
Lisa: Also da habe ich einen ganz spannenden Bericht neulich gelesen, aus einem aus einem Buch, wo ich gerade dran bin. Da geht es darum, dass eine Führungskraft eben junge und alte Mitarbeiter zusammenbringt und auch die Vorstellungen und Erwartungen von den jeweiligen Mitarbeitern. Und da in dem Fall ging es konkret darum, dass so eine Art Teamworkshop gemacht wurde, wo jeder für sich mal definiert was sind meine Ziele, was sind meine Herausforderungen, wo sehe ich mich, was, was? Mit was beschäftige ich mich tagtäglich und wie gehe ich an die Probleme heran und wie löse ich dich? Wie löse ich die Probleme und wo sehe ich da meine Chancen auch draus? Und das hat eben im Prinzip jeder Mitarbeiter für sich gemacht, sowohl die Jungen als auch die Alten. Und dann hat man das aufeinander gelegt und dann hat man dann genau aus diesen Perspektiven ja so eine Art Leitfaden entwickelt. Und das Ziel war daraus eben, dass quasi die älteren Mitarbeiter sich genauso in die Perspektive hineinversetzen konnten wie in die junge. Genauso wie andersrum, dass man eben gemerkt hat okay, meine Herausforderung ist jetzt die und die und ich bin keine Ahnung 53 Jahre alt und jetzt hat jemand angefangen, der ist 23 und der hat die und die Herausforderungen und hat die und die Perspektive.
Lisa: Und dann legt man das aufeinander und daraus ergeben sich dann wieder unterschiedliche Chancen. Und wenn man das gemeinsam ausarbeitet und da wirklich jeden Mitarbeiter mit ins Boot nimmt, kann ich mir das wirklich als sehr guten und pragmatischen Ansatz vorstellen, den die Unternehmen da dann ja für sich rausziehen können und dadurch dann quasi auch neue Leitfäden für die Unternehmen oder für die Abteilung dann natürlich, das ganze Unternehmen ist wieder was anderes, aber für die Abteilung an sich denke ich, ist es schon sehr pragmatisch pragmatische Ansatz.
Michael: Also auch hier wieder viel zu tun für Unternehmen und Helfer gleichermaßen, die sagt Ihr lieben Dank für deine Zeit und für deine Antworten. Es war ein sehr, sehr spannendes Gespräch. Das Thema Ausbildung.
Lisa: Danke dir!
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