Das Entscheidungsmodell nach Vroom und Yetton – Ein Leitfaden für Führungskräfte
In der heutigen komplexen Arbeitswelt stehen Führungskräfte vor der ständigen Herausforderung, Entscheidungen zu treffen, die sowohl effizient als auch nachhaltig sind. Es gibt jedoch keine „One-Size-Fits-All“-Lösung, wenn es um Entscheidungsfindung geht. Unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Ansätze, und hier kommt das Modell nach Vroom und Yetton ins Spiel.
In diesem Blogbeitrag erklären wir, wie das Entscheidungsmodell funktioniert, welche Führungsstile es umfasst und wie du es in deinem Führungsalltag anwenden kannst.
Was ist das Entscheidungsmodell nach Vroom und Yetton?
Der Ansatz wurde 1973 von den beiden Forschern Victor Vroom und Philip Yetton entwickelt. Es gehört zu den situativen Führungstheorien und hilft Führungskräften, den bestmöglichen Entscheidungsstil basierend auf der jeweiligen Situation zu wählen. Der Grundgedanke hinter dem Modell ist, dass nicht jede Entscheidung auf die gleiche Weise getroffen werden sollte. Stattdessen hängt die Art der Entscheidungsfindung von einer Vielzahl von Faktoren ab – etwa dem Zeitdruck, der Komplexität der Entscheidung und der Expertise des Teams.
Das Modell gibt Führungskräften also eine Struktur an die Hand, um zu entscheiden, ob sie:
- Entscheidungen allein (autokratisch) treffen sollten,
- das Team konsultieren sollten,
- oder ob die Entscheidung gemeinsam mit dem Team getroffen werden sollte (gruppenorientiert).
Die fünf Führungsstile im Entscheidungsmodell
Vroom und Yetton unterscheiden insgesamt fünf Führungsstile, die auf dem Maß an Beteiligung der Mitarbeiter am Entscheidungsprozess basieren. Diese Führungsstile reichen von autokratischen Entscheidungen, die allein getroffen werden, bis hin zu gruppenorientierten Entscheidungen, bei denen das Team eine zentrale Rolle spielt.
1. Autokratische Entscheidung – AI
Im AI-Stil trifft die Führungskraft die Entscheidung vollständig alleine, ohne dabei das Team zu konsultieren oder Informationen von anderen einzuholen. Dies ist dann sinnvoll, wenn die Führungskraft alle notwendigen Informationen bereits besitzt und eine schnelle Entscheidung erforderlich ist.
2. Autokratische Entscheidung – AII
Im AII-Stil trifft die Führungskraft ebenfalls die Entscheidung alleine, jedoch mit dem Unterschied, dass sie vorher Informationen von den Mitarbeitern einholt. Diese Informationen dienen dazu, die Entscheidung zu fundieren, aber die eigentliche Entscheidung wird nicht gemeinsam getroffen.
3. Konsultative Entscheidung – CI
Beim CI-Stil konsultiert die Führungskraft einzelne Mitarbeiter oder Experten im Team, um deren Meinung und Expertise zu hören. Die Mitarbeiter haben hier die Gelegenheit, ihre Ansichten einzubringen, aber die endgültige Entscheidung trifft die Führungskraft alleine.
4. Konsultative Entscheidung – CII
Im CII-Stil befragt die Führungskraft das gesamte Team oder eine größere Gruppe von Mitarbeitern. Die Teammitglieder können sich austauschen und Ideen entwickeln. Auch hier bleibt die finale Entscheidung jedoch bei der Führungskraft.
5. Gruppenorientierte Entscheidung – GII
Im GII-Stil wird die Entscheidung gemeinsam im Team getroffen. Die Führungskraft fungiert dabei als Moderator und leitet den Entscheidungsprozess. Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, gleichberechtigt am Prozess teilzunehmen. Dieser Stil wird dann gewählt, wenn die Akzeptanz der Entscheidung durch das Team entscheidend für den Erfolg ist.
Wie funktioniert das Entscheidungsmodell nach Vroom und Yetton?
Das Modell basiert auf einem Entscheidungsbaum, der die Führungskraft durch eine Reihe von Fragen führt, um den passenden Führungsstil für die jeweilige Situation zu bestimmen. Diese Fragen sind darauf ausgelegt, wichtige Faktoren der Entscheidungssituation zu bewerten.
Die wichtigsten Fragen im Entscheidungsmodell
- Bedeutung der Entscheidung: Wie wichtig ist die Qualität der Entscheidung? Ist es entscheidend, dass die beste Lösung gefunden wird?
- Verfügbarkeit von Informationen: Hat die Führungskraft alle notwendigen Informationen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen?
- Wichtigkeit der Akzeptanz: Wie wichtig ist es, dass die Entscheidung vom Team akzeptiert wird, um erfolgreich umgesetzt zu werden?
- Zeitdruck: Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Muss die Entscheidung schnell getroffen werden?
- Kompetenz des Teams: Verfügt das Team über das nötige Fachwissen, um zur Entscheidung beizutragen?
Je nach den Antworten auf diese Fragen wird der Entscheidungsprozess durch den Entscheidungsbaum geführt, der schließlich den am besten geeigneten Führungsstil für die Situation vorschlägt.
Wann solltest du welchen Führungsstil anwenden?
Der Ansatz ist besonders nützlich, weil es Führungskräften hilft, den passenden Führungsstil für verschiedene Entscheidungssituationen zu wählen. Hier sind einige Beispiele dafür, wann welcher Stil am besten angewendet wird:
1. Autokratisch (AI und AII)
Eine autokratische Entscheidung ist sinnvoll, wenn:
- Die Entscheidung schnell getroffen werden muss.
- Die Führungskraft bereits über alle nötigen Informationen verfügt.
- Es sich um eine Routineentscheidung handelt, die keine große Akzeptanz des Teams erfordert.
Beispiel: Ein technisches Problem in der Produktion muss sofort gelöst werden, und die Führungskraft entscheidet, die Maschine zu stoppen, ohne das Team zu konsultieren (AI).
2. Konsultativ (CI und CII)
Der konsultative Stil ist nützlich, wenn:
- Die Führungskraft einige Informationen hat, aber zusätzliches Fachwissen benötigt.
- Die Entscheidung eine gewisse Akzeptanz des Teams erfordert, aber die Führungskraft letztlich die Verantwortung tragen möchte.
Beispiel: Eine Führungskraft möchte die Meinung von Experten im Team einholen, bevor sie ein neues Projektmanagement-Tool auswählt. Sie konsultiert die IT-Abteilung, trifft aber die endgültige Entscheidung selbst (CI).
3. Gruppenorientiert (GII)
Eine gruppenorientierte Entscheidung wird gewählt, wenn:
- Die Entscheidung eine breite Akzeptanz und Unterstützung im Team erfordert.
- Das Team über Fachwissen verfügt, das für die Entscheidung wichtig ist.
- Die Entscheidung langfristige Auswirkungen auf das Team hat.
Beispiel: Ein Unternehmen plant eine grundlegende Umstrukturierung und möchte sicherstellen, dass das gesamte Team die Veränderungen mitträgt. In einem Workshop wird die Entscheidung gemeinsam mit allen Beteiligten getroffen (GII).
Vorteile des Entscheidungsmodells nach Vroom und Yetton
Das Entscheidungsmodell von Vroom und Yetton bietet eine Reihe von Vorteilen für Führungskräfte:
- Situative Flexibilität
Das Modell berücksichtigt, dass unterschiedliche Entscheidungssituationen unterschiedliche Führungsstile erfordern. Es gibt keine universelle Lösung, sondern der Führungsstil wird an den jeweiligen Kontext angepasst. - Effiziente Entscheidungsfindung
Durch die Struktur des Entscheidungsbaums werden Führungskräfte durch einen klaren Prozess geführt, der hilft, schnell und fundiert Entscheidungen zu treffen. - Förderung der Mitarbeiterakzeptanz
In Situationen, in denen die Akzeptanz des Teams entscheidend ist, sorgt das Modell dafür, dass die richtige Balance zwischen Partizipation und Führung gefunden wird. Dies fördert das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter. - Anpassbar an verschiedene Situationen
Das Entscheidungsmodell ist flexibel und kann in einer Vielzahl von Kontexten angewendet werden – von schnellen operativen Entscheidungen bis hin zu langfristigen strategischen Überlegungen.
Fazit: Entscheidungsmodell nach Vroom und Yetton
Das Entscheidungsmodell ist ein unverzichtbares Werkzeug für Führungskräfte, die in der Lage sein möchten, situativ zu entscheiden und ihr Team in den Entscheidungsprozess einzubinden. Es bietet klare Richtlinien, wann autokratische, konsultative oder gruppenorientierte Entscheidungen sinnvoll sind. Durch den Entscheidungsbaum und die systematische Herangehensweise wird die Entscheidungsfindung effizient und strukturiert gestaltet.
Wenn du als Führungskraft vor schwierigen Entscheidungen stehst, lohnt es sich, das den Ansatz zu nutzen, um sicherzustellen, dass du den richtigen Ansatz für deine jeweilige Situation wählst. So stärkst du nicht nur deine Entscheidungsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen und die Motivation deines Teams.
Jetzt bist du dran:
Wie triffst du deine Entscheidungen als Führungskraft? Hast du bereits Erfahrung mit dem Entscheidungsmodell von Vroom und Yetton gemacht? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!
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