Implizite Führungstheorien – Ein tiefer Einblick in unbewusste Führungsprozesse
Führung ist nicht nur eine Frage der äußeren Handlungen und sichtbaren Entscheidungen. Oft sind es die unbewussten Annahmen und Erwartungen, die wir an Führungskräfte haben, die ihr Verhalten und ihre Effektivität beeinflussen. Diese unsichtbaren Prozesse werden durch implizite Führungstheorien (Implicit Leadership Theories, ILTs) beschrieben.
Was sind implizite Führungstheorien?
Implizite Führungstheorien sind individuelle, meist unbewusste Annahmen darüber, wie eine ideale Führungskraft aussehen und handeln sollte. Diese Theorien basieren auf persönlichen Erfahrungen, kulturellen Hintergründen und sozialen Normen. Sie beeinflussen, wie Mitarbeitende Führungskräfte wahrnehmen und wie sie auf deren Führungsstil reagieren.
Die Rolle im Führungsprozess
Nach Neuberger wissen Beobachtende intuitiv, wie sich jemand verhalten muss, um gut zu führen. Die Theorien umfassen systematische Annahmen über:
– Führungskräfte und Geführte
– Den Führungskontext
– Typische Führungssituationen und -ereignisse
– Führungsinteraktionen und -prozesse
– Erwartete Führungsergebnisse
Diese Theorien sind „implizit“, weil sie selten bewusst ausgesprochen werden, und „Theorien“, weil sie auf der Verallgemeinerung vergangener Erfahrungen basieren.
Die vier Modelle der Informationsverarbeitung nach Lord und Maher
Lord und Maher haben vier Modelle beschrieben, die erklären, wie Menschen Informationen über Führung verarbeiten:
1. **Rationales Modell**:
– Annahme: Unbegrenzte Informationsverarbeitungskapazität
– Ziel: Optimale Nutzung aller relevanten Informationen
– Begrenzung: Praktisch kaum anwendbar, da Kapazitäten in der Realität begrenzt sind
2. **Modelle der beschränkten Kapazität**:
– Vereinfachte Informationsverarbeitung durch Ignorieren unwichtiger Informationen
– Nutzung übermäßiger Informationen, um kognitive Belastung zu verringern
– Akzeptanz unvollkommener Alternativen
3. **Expertenmodell**:
– Begrenzte Verarbeitungskapazität, aber Experten nutzen umfangreiches Wissen und strukturierte Urteile
– Experten erkennen oft Lösungen ohne große Analyse
– Nicht jeder ist ein Führungsexperte
4. **Kybernetisches Modell**:
– Selbststeuerung von Systemen durch heuristische Prozeduren und situationsspezifisches Wissen
– Heuristiken sparen Ressourcen und führen zu effizienten Schlussfolgerungen
– Beispiele: Verfügbarkeitsheuristik, Repräsentativitätsheuristik, Verankerungsheuristik, Simulationsheuristik
Die Bedeutung für Führungskräfte
Führungskräfte, die dem idealen Führungsprototyp ihrer Mitarbeitenden entsprechen, haben höhere Chancen, als wirksam wahrgenommen zu werden. Diese Passung beeinflusst:
– Organisationale Bindung
– Arbeitszufriedenheit
– Wohlbefinden der Mitarbeitenden
Studien zeigen, dass eine Übereinstimmung zwischen Theorie und dem tatsächlichen Verhalten zu höherer Zufriedenheit und Engagement führt.
Kulturelle Unterschiede
Kulturelle Hintergründe beeinflussen ebenfalls die Führungstheorien. Individualistische Kulturen bevorzugen oft ehrgeizige Führungspersönlichkeiten, während kollektivistische Kulturen Führungspersönlichkeiten schätzen, die sich selbst zurücknehmen.
Fazit
Implizite Führungstheorien sind ein wesentlicher Bestandteil des Führungsprozesses. Sie beeinflussen, wie Führungskräfte wahrgenommen und beurteilt werden. Durch das Verständnis und die Berücksichtigung dieser Theorien können Führungskräfte ihre Wirksamkeit erhöhen und die Zufriedenheit und das Engagement ihrer Mitarbeitenden steigern. Es ist entscheidend, sich dieser unbewussten Prozesse bewusst zu werden, um als Führungskraft erfolgreich zu sein.
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