Was tun, wenn ich meinen Mitarbeiter nicht leiden kann?
Wir sind alle nur Menschen und es gibt im beruflichen Kontext KollegInnen, die wir mehr mögen als Andere. Dazu gesellen sich aber auch Menschen, die wir nicht ausstehen können.
Da gibt es diese eine Kollegin oder diesen einen Kollegen, die finden wir persönlich schwierig. Zwischen Euch passt die Chemie einfach nicht.
Entweder ist es die unterschiedliche Arbeitsethik oder der Arbeitsstil, der nicht mit deinem übereinstimmt. Du nimmst die Überstunde in Kauf der Andere macht Dienst nach Vorschrift.
Es kann aber auch sein, dass die Kollegin eine Beförderung erhält und dir damit einen Schritt voraus ist. Gleiches gilt für Ressourcen, die dir verweigert aber einem anderen zugesprochen werden.
Ein Klassiker sind die Kommunikation oder die Zusammenarbeit. Man informiert zu spät, nicht ausreichend oder nur das Notwendige und die Kollegin oder Kollege fühlt sich nicht abgeholt.
In puncto Zusammenarbeit wird gerne mal Wissen gehortet und nicht weitergegeben oder der Kollege nur soweit eingebunden, wie es ausreicht, um keinen Ärger zu produzieren.
Kurzum: Wir haben ganz schön viele Wege uns unbeliebt zu machen. Wir sind uns sicherlich einig, dass das kein guter Zustand ist. Allerdings lässt sich das sehr oft nicht vermeiden.
Wenn man Glück hat oder als Führungskraft interveniert, kann man zumindest dafür sorgen, dass eine Zusammenarbeit sichergestellt wird, die den Erfolg des Teams nicht gefährdet. Man sieht also zu, dass aus den Kollegen eine Zweckgemeinschaft wird und Ergebnisse nicht gefährdet werden.
Ich kann meinen Mitarbeiter nicht leiden – Trotzdem musst Du mit dieser Person umgehen
Es ist wichtig, professionell und respektvoll zu bleiben, auch wenn man einen Mitarbeiter nicht mag.
Das ändert sich auch nicht, wenn du als Führungskraft auf eine Person triffst, die du nicht ausstehen kannst.
Lass mich erstmal erklären, was das Dilemma dahinter ist.
Vielleicht denkst Du, dass es für dich als FK kein Problem ist, da du über genügend Macht verfügst, um die Beziehung zu managen und im Zweifel auf den Tisch zu hauen.
Mit der Faust auf den Tisch zu hauen, geht im Zweifel immer. Ist aber kein Führungsstil, den ich fest etablieren würde. Das ist schlecht für den Tisch, die Faust und die Zufriedenheit aller Beteiligten.
Außerdem darfst du nicht vergessen, dass man dir Macht im Unternehmen auch schnell wieder wegnehmen kann. Da man sich immer zweimal im Leben sieht, würde ich mit mehr Demut an das Thema herangehen.
„Aber ich kann die Person wirklich nicht ausstehen“ wirst du jetzt in dein stummgeschaltetes Smartphone brüllen.
Ok, ich habe es verstanden. Ich will aber auf noch ein Problem hinweisen. Nämlich das Thema Fairness. Trotz einer gewissen Antipathie musst du diese von deiner Rolle als Führungskraft lösen können. Sonst läufst du Gefahr Bewertung über den Mitarbeitenden zu verzerren.
Frage: Kannst du 100%ig ausschließen, dass deine Bewertung immer noch objektiv nachvollziehbar hergeleitet wird und nicht durch deine Beziehung gefärbt ist?
Wenn du hier nur zögerlich mit JA antwortest, hast du definitiv Handlungsbedarf.
Es stellt sich außerdem die Frage, wie sehr die Beziehung in Scherben liegt.
Ist es eine Antipathie ist, die einseitig ist oder beide Seiten wahrnehmen. Oder ob es sich um einen offenen oder geschlossenen Konflikt handelt. Ein offener Konflikt ist ein Konflikt, bei dem die beteiligten Parteien Standpunkte offen aussprechen und beide Seiten aktiv versuchen, den Konflikt für sich zu entscheiden.
Ein geschlossener Konflikt ist ein Konflikt, bei dem die beteiligten Parteien ihre Standpunkte nicht offen aussprechen oder sie verbergen. Entweder tut ihr das um Frieden zu bewahren oder um in Ruhe im Hinterzimmer alles dafür zu tun, dass der Konflikt für Euch entschieden wird.
Mein Tipp hier: Analysiere sehr genau, wie sich die Beziehung derzeit darstellt.
Das bringt mich nämlich zum zweiten wichtigen Aspekt: Um was geht es hier eigentlich?
Ich habe in der Einleitung Gründe genannt, die zu Antipathie führen können. Und welche Aspekte sind ausschlaggebend dafür, dass die Beziehung zwischen dir und deinem Mitarbeiter nicht funktioniert.
Sollte es dir hier schwerfallen, auf Antworten zu kommen, solltest Du über ein Coaching nachdenken, indem du strukturiert und mit fremden Blick auf deine Situation schauen kannst.
Denn eins ist leider klar (Klopfgeräusche): Ich meine dich! Als Coach habe ich keine Fernbedienung, mit der ich andere ändern kann. Die Veränderung muss bei dir starten.
Das als übergeordnetes Learning. Wenn man das objektiv bearbeitet und eine Veränderung versucht, dann ergeben sich auch wieder neue Optionen der Zusammenarbeit.
Aber mal angenommen, ihr seid nicht so weit, ein Coaching zu machen. Dann kommt es auf eine sehr gute Vorbereitung an.
Eine gute Möglichkeit, um mit einem Mitarbeiter, den man nicht mag, zu sprechen, ist, sich auf die Arbeit und die gemeinsamen Ziele zu konzentrieren. Es ist wichtig, die Gefühle, die man gegenüber dem Mitarbeiter hat, bewusst zu werden, sie einzuordnen und beiseitezulassen und sich darauf zu konzentrieren, das Gespräch produktiv und lösungsorientiert zu gestalten. Lösungsorientiert heißt im Sinne des Unternehmens, des Teams und der Ziele. Da muss das Ego hinten anstehen.
Ich kann meinen Mitarbeiter nicht leiden – 4 hilfreiche Tipps
Hier sind einige Tipps, die bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter helfen können, den man nicht mag:
- Halten dich an die Fakten: Vermeide es, Vorurteile oder persönliche Meinungen in das Gespräch einfließen zu lassen. Konzentriere dich auf die Arbeit und die Ergebnisse, die erreicht werden sollten.
- Verwende eine respektvolle Sprache: Vermeide es, den Mitarbeiter abzuwerten oder ihn zu beschuldigen. Nutzen Sie eine konstruktive und lösungsorientierte Sprache. Denke daran, welche Ebene dein Feedback anspricht. Suche Verhaltensweisen, die verbesserungswürdig sind und vermeide Pauschalurteile gegenüber der Person.
- Sei offen für Feedback: Gib dem Mitarbeiter die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und lass dich auf einen Austausch ein. Vielleicht gibst Du dir im MAG einen Ruck und versuchst, etwas Beziehungsarbeit zu machen, indem du anfängst die derzeitige Situation zu klären. Der Mensch verbringt ca. 50% der Zeit im wachen Zustand auf der Arbeit. Da sollten wir ein Interesse daran haben, dass die restlichen 50% mit Bauchschmerzen verbracht werden, weil man Sorge vor dem nächsten Tag hat.
Wie geht’s du vor? Frage zunächst deinen Mitarbeitenden, wie er oder sie die Beziehung sieht. Vielleicht baut man dir eine Brücke und das Gefühl wird geteilt. Schildere deine Gefühle und Emotionen im Hinblick auf die Situation. Beschreibe konkrete Situationen, in denen sich die Antipathie verstärkt hat. Es geht im ersten Schritt darum, die Perspektive zu verstehen und herauszufinden, was wirklich Sache ist. - Bleibe professionell: Vermeide es, persönliche Angriffe oder Beleidigungen zu äußern. Bleib sachlich und professionell. Insbesondere wenn du um Feedback bittest, kann es passieren, dass die Emotionen hochkochen. Achte auf dich und deine Stimmungen. Vermeide es, dich zu rechtfertigen, sondern versuche zu verstehen, wieso dein Gegenüber so denkt und Situationen vielleicht anders wahrnimmt. Je mehr du verstehst, umso mehr öffnet sich die Tür für eine bessere Zusammenarbeit.
Ich kann meinen Mitarbeiter nicht leiden – Zusammenfassung
Ich fasse das nochmal für dich zusammen:
Kannst du einen Mitarbeiter nicht leiden, dann ist das weder ein guter Zustand noch eine Situation, die du so laufen lassen solltest.
Die Gefahr, dass dein Führungsverhalten dadurch gefärbt ist und dich beeinflusst ist groß und das kann zum Boomerang werden.
Also achte im MAG darauf, dass
- Du dich an fakten hältst,
- Respektvoll kommunizierst,
- Offen für Feedback bist oder sogar danach fragst,
- Und professionell bleibst, also deine Emotionen im griff behältst.
Ich kann meinen Mitarbeiter nicht leiden – Deine Meinung!
Wie seht ihr das Thema? Welche Ratschläge hast Du parat? Hast du eine solche Situation schonmal erlebt und wie hast du sie gelöst?
Schreibt mir Eure Erfahrung per Mail oder hier als Kommentar.
Solltest du mehr über Mitarbeitergespräche lernen wollen, dann lege ich dir meinen Onlinekurs für bessere Mitarbeitergespräche ans Herz.