Ich muss heute mal ein Geständnis machen. Mir passiert es sehr häufig, dass ich meine Aufgaben auf den letzten Drücker erledigen muss. Aktuell bereite ich die Termine für diese und kommende Woche vor und merke, dass ich mal wieder etwas spät dran bin.
Aber genau dieser Zeitdruck sorgt bei mir für die notwendige Konzentration und Ausdauer, mich dann endlich den notwendigen Themen zu widmen. Ich merke in solchen Momenten wie sehr auch meine Scheuklappen zugehen und ich mich im wahrsten Sinne fokussiere. Das führt allerdings auch zu einer ordentlichen Angespanntheit.
Erkennst du dich hier wieder? Wenn ja, dann bist du hier heute genau richtig. Und somit herzlich willkommen zu Zuhören, Fragen, Führen.
Stress kann für viele Menschen eine Droge sein, die man sich immer wieder einwirft, um in die Gänge zu kommen. Ich sprach ebenfalls davon, dass Stress sich bei mir wie Scheuklappen auswirkt und mich vor störenden Einflüssen schützt. So schön das sein mag, zur Wahrheit gehört auch dazu, dass ich zu anderen Dingen, wie Familie, Freunde oder Freizeit kaum noch Zeit und auch Lust habe. Das sind enorme psychische Belastungen, die man doch endlich in den Griff bekommen könnte, wenn man aufhört, alles aufzuschieben.
Der Fachbegriff lautet: Prokrastinieren oder Aufschieberitis
„Prokrastination ist das gewohnheitsmäßige Aufschieben von geplanten Aufgaben, die für persönliche Ziele wichtig sind und die eigentlich in einer absehbaren Zeit zu Ende gebracht werden müssen“ sagen Prof. Fred Rist und Dipl-Psychologin Margartia Engberding. Anstatt sich den eigentlichen Aufgaben zu widmen, konzentriert man sich auf Nebenschauplätze, mit denen man den Tag dann füllt.
Also: Erste Erkenntnis – Aufgaben aufschieben heißt nicht faul zu sein. Aber: Die eigentlichen Aufgaben bleiben in deinem und meinem Kopf, sodass das Aufschieben einem komplett die Lust an Freizeit nehmen kann.
Stress hat auch positive Seiten
Ich habe zu Beginn erwähnt, dass ich mit einem gewissen Zeitdruck auch einigermaßen gut umgehen kann. Stress hat also auch gute Seiten
- Es konzentriert alle Kräfte auf ein Ziel à B. den Vortrag für Morgen endlich fertig stellen und keine Fenster putzen
- Er bestimmt Prioritäten und schafft Klarheit à Erst der Vortrag für Freitag und dann das Training für Montag
- Er vernichtet Selbstzweifel und Ambivalenzen, da er keine Zeit mehr lässt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. à Ja, ich hätte früher anfangen können. Aber nun ist es so, wie es ist und ich muss fertig werden.
Und bevor wir jetzt zu heftig jubeln und sagen „Ohne Stress – ohne mich“ muss ich unbedingt festhalten, dass wir auch nur meinen, dass wir erst unter Stress zu Höchstleistungen auflaufen. Er übt nämlich nicht nur enormen Druck auf, sondern lässt uns viel weniger kreativ sein und mindert unsere Fähigkeit die Bedürfnisse anderer Menschen wahrzunehmen.
Für dich als Führungskraft kann das verheerende Folgen haben. In der vergangenen Woche habe ich eine Folge mit dem Thema Team verlieren gemacht. Dort habe ich herausgearbeitet, was passiert, wenn man die Mitarbeiter vom Radar verliert, ihnen nicht zuhört und Entscheidungen trifft, die für Missmut sorgen.
Also Stress kostet uns Lebensfreude und das wussten schon die Philosophen aus der Antike. Es ist nämlich ein Indikator dafür, dass ich mit einem Thema zu tun habe, für das ich gar nicht oder nur teilweise geeignet bin. Und jetzt kommen uns ein paar Verhaltensweisen sprichwörtlich in die Quere. Erstens der eigene Perfektionismus also der Wunsch den gesetzten Maßstäben zu entsprechen bzw. sie sogar zu überbieten.
Führungskräfte – insbesondere zum Start ihrer Laufbahn – haben oftmals ein Problem damit, Aufgaben zu delegieren. Da kommen dann Ausreden, wie z. B. „Bevor ich das erklärt habe, mache ich es lieber selbst“ oder „Nur wenn ich es mache, wird es gut gemacht“. Das sind absolute Stresstreiber.
Lösungen für weniger Stress
Also müssen wir nun darauf schauen, wie wir weniger Stress haben oder einfach souveräner damit umgehen.
- Verbesserte Arbeitsorganisation: Erstelle Zeitpläne und Kalender, Definiere Ziele und Unterziele, Priorisiere und sortiere deine Arbeit. Und nutze deine Mitarbeiter, um wichtige Aufgaben zu delegieren und dich zu entlasten.
In meinem Linkbaum findet ihr eine Eisenhower-Matrix, die ihr für eine erste Priorisierung nutzen könnt. Im Podcast-Feed findet ihr auch eine Folge dazu. Hört hier also auch gerne rein.
Allerdings ist das mit den Mittelchen dagegen immer so eine Sache. Oftmals ist das ja kein Problem des „Nicht-Wissens“, sondern des „Nicht wollens“. Also eine innere Blockade, die mich davon abhält, weniger Stress aufzunehmen oder halt meine Aufgaben nicht bis ultimo zu verschieben. Ich habe hier ein paar Leitfragen, um dein Level zu reflektieren
- Wann habe ich zuletzt Stress gehabt?
- Was bzw. wer hat den Stress verursacht?
- Welchen persönlichen Anteil habe ich bei der Stressentstehung?
- Wie habe ich den Stress erlebt?
- Welche Vorteile/ Welche Nachteile hat er mir gebracht?
- Was hat überwogen? Die Vorteile oder die Nachteile?
- Habe ich mich selbst überfordert?
- Was möchte ich in Zukunft verändern?
- Wo könnte ich dabei zuerst ansetzen?
Du siehst, dass man schon etwas detaillierter hinschauen muss, um das eigene Stresslevel zu verstehen. Und Stress ist ein taktischer Fehler, der insbesondere dir als Führungskraft und am Ende auch deinem gesamten Team auf die Füße fallen kann.
Es sind meist die Kleinigkeiten, wie aneinander vorbeireden, Frust aufstauen lassen, andere Parteien anklagen oder Drohungen aussprechen und wahrmachen. Alles Punkte, die durch Stress gefördert werden und den Teufelskreis erst so richtig in Gang bringen.
Und solltest Du bis eben gedacht haben, ich brauche Stress um wirklich gut zu sein, habe ich hier noch ein paar Tipps, die du beherzigen solltest, damit du nicht in die Stressfalle tappst.
Vier Tipps gegen Stress
Tipp 1: Nimm dir ausreichend Zeit für die Reflexion. Also beantworte die Leitfragen und gewinne ein Gefühl dafür, was Stress im Ergebnis für dich bedeutet.
Tipp 2: Hole dir die Meinungen deiner Mitarbeiter oder deiner Vertrauten ein. Wie denken Sie über deinen Stress und deine Beweggründe. Leg also die Scheuklappen ab und beginne die anderen Perspektiven wieder mehr zu verstehen.
Tipp 3: Halte Abstand zur Arbeit. Heißt: Lass den Stress keine Überhand nehmen und suche nach Entlastungen und Entspannung. Gehe deinem Hobby nach, kümmere dich um Familie und Freunde. Finde Zeit für dich zum Abschalten
Tipp 4: Suche (auch als Führungskraft) das Gespräch mit deinem Vorgesetzten und sprich offen darüber, dass der Stress eventuell kontraproduktiv ist. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden also nutze deine Chance.
Das waren meine Tipps rund um das Thema Stress. Jetzt würde mich interessieren, welche Instrumente ihr habt, um ohne großen Stress durch den Alltag zu kommen. Sagst Du vielleicht auch, dass Du Druck brauchst, um erst richtig in die Gänge zu kommen? Melde Dich gerne bei mir und beschreibe mir und uns, was Stress mit dir macht.
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