In der vergangenen Woche gab der ehemalige Bundesinnenminister und Präsident des evangelischen Kirchentages Thomas De Maiziere ein viel zitiertes Interview. In diesem Interview äußerte er sich auch über die Anspruchshaltung und die Arbeitsmoral der Generation Z.
In der heutigen Podcastfolge ordne ich die Aussagen für Euch ein und teile mit Euch meine Gedanken zu dieser Generationendiskussion.
Was hat Thomas De Maiziere zur Generation Z gesagt?
Am letzten Wochenende fand der evangelische Kirchentag in Nürnberg statt. In Diskussionen, Workshops und Gottesdiensten widmet man sich gesellschaftspolitischen Themen. Im Vorfeld hierzu gab der Präsident des evangelischen Kirchentages Thomas De Maiziere ein viel zitiertes Interview in der Zeit.
Er äußerte sich zur Arbeitsmoral der Generation Z und sagte „Die Anspruchshaltung vieler in dieser Generation Z gehe ihm gegen den Strich. Ihn ärgere, dass sie zu viel an sich denken und zu wenig an die Gesellschaft. Am siebten Tage sollst du ruhen, heiße es in der Bibel. Das bedeute ein Verhältnis von sechs zu eins. Und nicht, dass die Freizeit überwiege.
Außerdem „entstehe keine soziale Gesellschaft, wenn Menschen mit Mitte zwanzig drei, vier Tage pro Woche arbeiteten, um gegen 22 Uhr bei Lieferando einen Champagner zu bestellen.“
De Maiziere bedient hier ein bereits gut bekanntes Narrativ: Die Generation Z ist faul, nicht belastbar und dreist in ihren Forderungen.
Ich mache nochmal einen Schritt zurück und erkläre, was es mit den Generationen überhaupt auf sich hat. Die Idee ist, dass Menschen, die in gleichen Zeiträumen geboren worden, zu einer Generation zusammengefasst werden. Diese Generationen teilen dann gewisse Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen. Diese färben dann auch auf den Arbeitsalltag ab.
Generation Z – Keine neue Diskussion
Somit ergeben sich folgende Generationen:
- Traditionalisten (1922 – 1945)
- Baby Boomer (1946 – 1964)
- Generation X (1965 – 1979)
- Generation Y / Millennials (1980 – 1994)
- Generation Z (1995 – 2010)
- Generation Alpha (ab 2010)
Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mal ganz generell mit der Frage auseinanderzusetzen, ob die Zugehörigkeit zu einer Generation überhaupt eng mit der Einstellung zur Arbeit verknüpft ist.
Um es kurz zu machen: Das ist nicht der Fall.
Bereits 2012 gab es eine Meta-Analyse (also eine Untersuchung von bereits gemachten Studien) die nur einen kleinen Zusammenhang finden konnte. Damals ging es um die Frage, ob die Millenials sich weniger an den Arbeitgeber gebunden fühlen. Und selbst in Studien, in denen Vertreter der Generation Z mit berücksichtigt wurden, zeigt sich kein anderes Bild.
Um Generationeneffekte zu finden, müsste man streng genommen die Einstellungen von Menschen aus verschiedenen Generationen im selben Alter vergleichen. Also müsste man jeweils eine 30-jährige Person aus jeder Generation befragen und das für jedes Alter vergleichen. Das nennt man in der Wissenschaft „Kohortenstudie“. Genau so eine Studie hat Martin Schröder (2018) mit deutschen Daten von über 70.000 Individuen und ihren Lebenszielen veröffentlicht.
Und was zeigen die Ergebnisse? Kein Rückschluss auf den Geburtenzeitpunkt möglich.
Sollten hier also Personalleiter und Personaler zuhören: Wenn Berater euch das nächste Mal mit einer passenden Strategie für die Generation Z verkaufen wollen, seid ihr vorbereitet.
Worin können Unterschiede denn nun begründet werden?
Laut Institut für Generationenforschung liegen die Unterschiede in der Arbeitsmarktsituationen und der daraus entstehende Wettbewerb.
Sicherlich spielen auch die Erziehung, die Schulbildung und die Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse eine Rolle. Und die gute alte Motivation bzw. die Ausprägung von Motiven sollte auch nicht ganz vergessen werden.
Die Tatsache, dass die Globalisierung und die Digitalisierung – gepaart mit den sozialen Medien – den Möglichkeitenraum deutlich erweitert haben, sollte stärker berücksichtigt werden als das Geburtsjahr.
Wirft man dann einen Blick auf Studien zum Thema was die Generation Z nun vom Arbeitsleben erwartet, kann einem schon schwindelig werden. Wenn man nämlich selektive Gruppen junger Menschen aus den passenden Geburtsjahrgängen befragt, dann erhält man eben auch häufig verschiedene Antwortmuster.
Und dennoch gibt es ein paar kleine rote Fäden, die ich hier mal zusammenfasse:
- Gehalt spielt eine große Rolle à Macht Sinn, wenn man jung ist und in eine eigene Wohnung zieht und ein Auto bezahlen muss
- Work-Life-Balance
- Aufgaben im Job und das Arbeitsumfeld
- Selbstbestimmung und -verwirklichung
Klasse! Werden sich die Entscheider nun denken. Was machen wir denn jetzt damit?
Naja, so unterschiedlich die Ergebnisse auch sind. So klar ist die Unklarheit. Junge Menschen sind vielfältig. Wenn sich Unternehmen und die Personaler nun an die Spitze der Bewegung setzen wollen, dann gilt es Vielfalt als Maxime zu leben.
Was sind meine Ideen?
- Maximale Flexibilität bei den Arbeitsbedingungen
Die Vier-Tage-Woche wird heiß diskutiert. Auch in diesem Podcast habe ich das bereits mehrmals getan. Sie ist kein Allheilmittel und schon gar nicht für alle Unternehmen und Mitarbeitende die richtige Lösung. Und trotzdem kann sie für einige Menschen genau passend sein. Vielleicht brauche einige Menschen den einen Tag weniger Arbeit für Kinder, Pflege, Ehrenamt oder einfach mal faul sein.
Eine ähnliche Diskussion gab es im Nachgang zu den Homeoffice-Angeboten, die nach der Corona-Pandemie hier und da zurückgedreht worden sind. Die Mehrheit hat hier für mehr Flexibilität in einem geordneten Rahmen gesorgt. Sicherlich keine schlechte Entwicklung.
- Wettbewerbsfähige Benefits- und Gehaltsbestandteile
Jeder möchte von seiner Arbeit leben können. Unternehmen sollten also für wettbewerbsfähige Gehälter sorgen. Das lässt sich von außen immer leicht fordern. Am anderen Ende der Leitung muss es immer auch Menschen geben, die einen Preis und somit auch ein Gehalt bezahlen. Eine andere Forderung halte ich aber für unerlässlich, und zwar das Thema Gehaltstransparenz.
Packt das Gehalt in die Stellenanzeigen und stellt euch der Offenheit. Als Bewerbender möchte ich sofort wissen, woran ich bin. Und das mit recht. Das spart Zeit und am Ende auch Geld, wenn es hier mehr Klarheit gibt.
Weitere Benefits sind aus meiner Sicht:
- Bezahlte Weiterbildungen
- Ansparen von Zeit und Geld für längere Auszeiten
- Unterstützung bei Wohnungssuche und das ganze Thema Mobilität (JobRad, Deutschlandticket)
- Ein Klassiker: Unbefristete Übernahme für mehr Planungssicherheit
- Unterstützung bei Kind, Familie und Pflege – Hier sollten die Angebote für jede Generation gleich sein
- Passt euren Führungsstil an
Generation Z will Flexibilität und Selbstbestimmung
Den jungen Menschen ist Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung wichtig. Also schaut, dass ihr dies ermöglicht.
Aus meiner Sicht kommen wir zu einem grundlegenden Problem. Führung ist aus vielerlei Gründen komplexer geworden. Die Veränderungen, die in Unternehmen gesteuert werden müssen, nehmen zu in Zeit und Intensität. Als Führungskraft kann man hier schon gerne mal den Spaß verlieren.
Einerseits denke ich, dass Führungskräfte mehr Zeit für ihre Führungsarbeit brauchen und von zeitraubenden Terminen oder spontanes Mitarbeiten auf der Schicht verschont werden sollten.
Andererseits sollten Führungskräfte auch endlich ihre Mitarbeiter ernst und in Verantwortung nehmen. Hört euren Mitarbeitern mehr zu und viel wichtiger: Traut ihnen noch mehr zu. Sagt ihnen nicht was sie falsch machen, sondern schafft die Bedingungen, damit die sie brauchen, um erfolgreich zu sei. Sprecht mit ihnen, bindet sie ein, fragt nach Ihrer Meinung und nehmt Einwände ernst.
Gleichzeitig heißt dies aber auch: Liebe Generation Z, bringt euch mehr ein. Gebt nicht so schnell auf und erwartet nicht mehr als ihr zu geben bereit seid.
Aber nun zu Euch:
Wie sind Eure Gedanken zur Generation Z? Schreibt mir gerne eine Nachricht mit eurer Meinung oder schickt mir eine Sprachnachricht über Speakpipe. Dann besprechen wir Eure Beiträge in einer Sonderfolge. Also haut in die Tasten oder ölt eure Stimme.
Quellen zum Weiterlesen:
Daniel Mühlbauer (2023) Was will die GenZ?
Daniel Mühlbauer (2022) Ist GenZ nur ein Hype?
Agentur Junges Herz (2023) GenZ: Was erwartet den Arbeitsmarkt?
Handelsblatt (2023) Die enttäuschte Jugend: „Leere Versprechungen machen mich wütend“ (€)
Zeit (2023) „Work-Life-Balance? Abstrus!“
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