Wie verhandele ich die Vier-Tage-Woche?
Der Vorschlag von BDI-Präsident Siegfried Russwurm, die Wochenarbeitszeiten in Deutschland auf 42 Stunden auszuweiten, hat eine Debatte über eine Anhebung der Regelarbeitszeit ausgelöst.
Wenn man aber in die wissenschaftliche Literatur schaut, dann wurden Arbeitszeitverkürzungen schon vor vielen Jahrzehnten als „Produktivitätspeitsche“ bezeichnet. Sie fördern organisatorische und technische Innovation, die es erlauben, die bestehenden Aufgaben in der geringeren Zeit durchzuführen.
Laut Statistischem Bundesamt arbeiten Menschen in Deutschland im Schnitt 34,7 Stunden pro Woche (2021). Im Vergleich mit unseren europäischen Nachbar*innen liegen wir damit eher am unteren Rand. In Serbien beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit 43 Stunden, in den Niederlanden 31,2 Stunden.
Die Wunscharbeitszeit liegt laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bei 32,8 Stunden.
Im Herbst 2022 veröffentliche der Versicherer HDI eine Umfrage, die YouGov im Auftrag erhob. Dort kam heraus: Mehr als drei Viertel sagten, dass sie die Einführung der Vier-Tage-Woche in ihrer jeweiligen Firma begrüßen würden, eine große Mehrheit allerdings nur bei vollem Lohnausgleich. ¼ wäre aber auch bereit, auf Lohn zu verzichten.
Ein weiterer Grund der gegen eine Erhöhung der Arbeitszeit: Sie machen es schwieriger, Care-Arbeit zu leisten. Pflege, Kinderbetreuung, soziales & politisches Engagement würden leiden.
Formen der Vier-Tage-Woche:
- Arbeitszeit reduzieren, d.h. Stunden runter
- Einen Tag weniger arbeiten bei gleicher Stundenzahl
- Wichtig: Angestellte haben laut Teilzeit- und Befristungsgesetz einen Rechtsanspruch in Teilzeit zu arbeiten.
Argumente gegen die Vier-Tage-Woche
- Die Arbeit müssen andere übernehmen
- Produktivität lässt nach
- Erreichbarkeit
- Sichtbarkeit ist eingeschränkt i. H. a. Karriere, da man weniger in Meetings sitzt etc.
- Geld
Argumente für die Vier-Tage-Woche – auch aus Sicht der Unternehmen
Die Vier-Tage-Woche ist unsere Antwort auf den Fachkräftemangel. Sie sehen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen, wenn es um die Akquise neuer Mitarbeiter geht. Wer ein Praxisbeispiel zur Vier-Tage-Woche hören will, dem lege ich die Podcastfolge mit Marc Kecker ans Herz (Link).
Thomas Rigotti weißt auf Studienlage zur Vier-Tage-Woche hin
- Arbeitsausfälle sinken und Risiko auf Burnout
- Mehr Freizeit
- Ökologische Gründe, wie z. B. einen Tag weniger zur Arbeit fahren/oder zur Baustelle.
Verhandlungen – Persönliche Argumente für die Vier-Tage-Woche:
Diese Strategien helfen dir, deinen Job zu machen und gelassen zu bleiben.
- Identifiziere Zeitfresser
Die Zeit bei einer Vier-Tage-Woche ist kurz. Es gibt gute Ablenkung und schlechte Ablenkung. Nicht jeder Plausch ist schlecht. Aber es ist auch nicht jeder Termin nützlich. Insbesondere beim derzeit beliebten »Austausch« gibt es Fallstricke: Manchmal ist er ein getarntes Verkaufsgespräch, andere brauchen dich als Vertreter:in für ihr Geschäft. Willst du in Teilzeit arbeiten, musst du ein Bewusstsein dafür entwickeln, ob ein Termin sinnvoll ist und ob du ihn schaffst.
- Plane vernünftig
Du musst nicht jeden Tag deiner Vier-Tage-Woche durchorganisieren. Im Gegenteil: Taktest du alles durch, dann fehlt dir die Flexibilität, um auf den Arbeitsalltag zu reagieren. Weise Aufgaben Tage oder Wochen zu, aber keine Stunden. Und lass dir in jeder Woche Raum, um Liegengebliebenes zu schaffen. Es helfen:
- Prioritäten für den Tag
- Zeiten, um Kleinkram zu erledigen
- Nicht erreichbar sein
Nutze das Mitarbeitergespräch, um deine Argumente für die Vier-Tage-Woche als Mitarbeiter vorzubringen.
Für dich als Führungskraft – wenn du Lösungsorientiert dran gehen willst:
- Überlege dir einen Testzeitraum, z. B. 3 – 6 Monate
- Hier ist vllt auch denkbar, dass Entgelt zu reduzieren
- Festhalten es wieder zu verhandeln nach Ablauf der Testphase
- Halte wichtige Spielregeln in der Vier-Tage-Woche fest, vor allem im Hinblick auf
- Kommunikation in deine Richtung
- Informationen (Hol- vs. Bringschuld)
- Kommunikationswege
- Umgang mit Arbeitsspitzen
- Bedenke eventuelle Vorgehensweisen in Richtung von Kunden, Lieferanten oder anderen Stakeholder, wenn du in die Vier-Tage-Woche startest
- Ein Beispiel ist eine aussagekräftige Mail-Signatur, Abwesenheitsassistenten oder Verfügbarkeiten
Wenn Du Support dabei brauchst, als Führungskraft die Vier-Tage-Woche zu etablieren oder ein schwieriges Gespräch führen musst, denn melde dich.